Ein etwas anderer Blick auf die Aufstellungsarbeit:
Aufstellungen schulen uns, inmitten von Konflikt, Krieg und Krisen, einen entspannten, klaren Blick zu bewahren und eine innere Bewegung Richtung Frieden und Verbundenheit zu finden. Aufstellungen lehren uns auch, Grenzen und Ohnmacht mit Würde und Kraft anzuerkennen, statt gegen sie Amok zu laufen oder unter ihnen zusammen zu brechen. Aufstellungen zeigen, dass sich Veränderungen bei Einzelnen auf das gesamte System auswirken. Das gibt einen Hinweis auf die Verantwortung und die Wirkung, die jeder Menschen für und auf unser Zusammenleben hat. Das Persönliche ist politisch, weil es einen Effekt auf dem Raum hat, in dem Politik entsteht.
Als Souverän der Demokratie fällt uns das Privileg zu, die Menschen zu wählen, die unserer Gemeinschaft Struktur, Regeln und Richtung geben. Da die Komplexität der Sachthemen zunimmt, wird die Frage, welchen Menschen wir diese Führung überantworten, an Bedeutung gewinnen. Aufstellungsarbeit vermittelt Menschenkenntnisse und schärft unseren Blick dafür, was für eine gesunde, friedliche und gedeihende Gemeinschaft essenziell ist. Hier einige Beispiele
Aufstellungen zeigen
- dass ein System, eine Organisation, Familie oder Gesellschaft, im Ganzen an Kraft verliert, wenn Mitglieder ausgeschlossen, missachtet oder verletzt werden.
- dass sich Systeme im Gegenzug lebendig und harmonisch entfalten, wenn jeder und jede seinen/ihren Platz in der Gemeinschaft einnehmen.
- dass Würde, Kraft und Frieden einkehren, wenn Verantwortung übernommen und Schuld anerkannt wird – ohne Moral und ohne Urteil.
- dass ein System in Unruhe ist, wenn Nehmen und Geben nicht ausgeglichen sind.
- dass das Gleichgewicht von Geben und Nehmen im Herzen gepflegt wird.
- dass diejenigen, die zuvor da waren, einen gewissen Vorrang haben, da sie das, was folgt, ermöglicht haben, ob zum Guten oder zum Schlechten.
- dass aber den gegenwärtigen Mitgliedern die derzeitige Loyalität gelten muss, denn in ihnen entfaltet sich das Leben – JETZT.
- dass wir eine respektvolle Verbindung zur Vergangenheit herstellen müssen, ohne uns moralisch, mit schlechtem Gewissen von ihr gefesselt zu fühlen.
- dass die Prozessleitung, auch wenn sie an einer Lösung für Einzelne arbeitet, der Ganzheit des Systems dienen und sie schützen muss. Deshalb muss sich die Prozessleitung vom Herzen her mit denjenigen verbinden (nicht verbünden), die ausgeschlossen und verurteilt werden.
An Aufstellungen teilzunehmen, heißt sich mit Haut und Haar einzulassen. Anders als bei Analysen und Diskussionen, entstehen Einsichten nicht allein im Kopf, sondern vor allem im Herzen. Das Erlebte hinterlässt Spuren in unseren Zellen und verändert unser Hören, Sehen, Fühlen und Handeln. Aufstellungserfahrungen befähigen uns, Schmerzhaftes, Bedrohliches und Widersprüchliches offen und angstfrei anzuschauen. Das macht Mut und schenkt Kraft. Aufstellungserfahrungen befähigen uns, Gefühlen Raum zu geben, ohne sie gegen andere auszuagieren. Das macht lebendig und schenkt Energie. Durch Aufstellungserfahrungen gewinnen wir Entspannung, Klarheit und Handlungsfreiheit, die in alle Lebensbereiche hineinwirken. Aufstellungen sind Lebensschulen, die uns fit für die Zukunft machen – auch im politischen Sinne.
Ich freue mich, wenn wir uns in dieser Lebensschule treffen und gemeinsam erkunden, wie Konflikte überwunden und Verbundenheit und Freiheit gefördert werden können. Nächste Gelegenheit für Selbsterfahrung als Stellvertreter*innen und für Hospitanz bieten sich am 24.11.2024 in Essen und am 27.11. & 18.12.2024 in Köln. Mehr Informationen und Anmeldemöglichkeiten findet ihr auf meiner Webseite. https://anjasiepmann.de/